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Grundstücksfläche 2220 m2
Gebäudegrundfläche 682 m2
Nutzfläche 1776 m2
Projekt
22·26 Steigerwaldstraße
Ingolstadt | Deutschland
Bauherrschaft Gemeinnützige Wohnungs-baugesellschaft Ingolstadt GmbH
Architektur nbundm* architekten
Wohnen

22·26 Steigerwaldstraße

Ingolstadt I Deutschland

Die Ziele

Von der Stadt Ingolstadt wurde im Dezember 2021 ein Konzeptverfahren für den Verkauf eines Grundstückes zum Bau von öffentlich geförderten Wohnungen im EOF-Modell im Baugebiet “Friedrichshofen-West” ausgelobt.

Neben den planungs- und bauordnungsrechtlichen Anforderungen wurde im Wettbewerb insbesondere ein hoher Anspruch an die Gestaltungsqualität des Projekts gestellt und großer Wert auf eine nachhaltige, klimagerechte und ökologische Bauweise gelegt.

Von den Bietern wurden daher aussagekräftige Darstellungen zur Architektur und Wohnungsgrundrissen sowie entsprechende Aussagen im Konzept erwartet.

Um die Aufgabenstellung mit den Interessen des Eigentümers nach einem möglichst wirtschaftlichen, in Errichtung und Unterhalt nachhaltigem und energieeffizienten Gebäude zu erfüllen, bot sich das Prinzip 22·26 für die GWG Ingolstadt optimal an.

Das Ziel, ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Gebäude mit möglichst wenig wartungsaufwendiger Technik zu errichten, wird als sehr gut erreichbar angesehen. Diesen Gedanken konnte das Wertungsgremium folgen und somit gewann die GWG Ingolstadt den Wettbewerb.

Die Aufnahme des Bauvorhabens als eines der Pilotprojekte der vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr 2023 ins Leben gerufenen Initiative “Gebäudetyp-e” stellt eine zusätzliche Bestätigung dar.

Das Bauen unter dem Schlagwort “Gebäudetyp-e” zielt darauf ab, die Vielzahl an Normen und Regelwerken auf den Prüfstand zu stellen, um mit normreduzierten und abweichenden Lösungen einfachere und damit kostengünstigere Gebäude errichten zu können. Mit diesem Ziel sollen Pilotprojekte durchgeführt, gemonitort und evaluiert werden. Es geht um die Identifikation von Regeln und technischen Standards, bei deren Reduzierung bzw. Nichtanwendung ein deutliches Potential in Bezug auf Vereinfachung bzw. Effizienzsteigerung steckt. Die Pilotprojekte sollen neue Wege beschreiten, indem sie beispielsweise von gesetzlichen Vorschriften, eingeführten “Technischen Baubestimmungen” und insbesondere auch von privat-rechtlich geschuldeten anerkannten Regeln der Technik abweichen, wo es sinnvoll ist. Die Pilotprojekte werden wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Die Umsetzung

Der längsrechteckige Zuschnitt des Grundstücks und die unverbaubare Aussicht auf die künftige “Grüne Mitte” legen die Ost-West-Ausrichtung, die Körnung der gegenüberliegenden Zeilenbauten einen durchgängigen statt mehrerer Baukörper nahe: ein Haus statt zwei. Der fehlende Baustein wird im unteren Drittel des Areals so platziert, dass er den Abschluss des Wohnkarrees entlang der Steigerwaldstraße bildet.

Vieleck statt Viereck – vielfältige Wohnkonzepte

Die Länge des Baukörpers wird durch zwei Knicke gebrochen, die Fassaden werden optisch verkürzt. Die polygonale Geometrie sorgt für optimierte Blickrichtungen, Sonnenlichteinfall in alle Räume, differenzierte und gut nutzbare Außenräume sowie eine spannungsreiche Form, die am südlichen Ende sanft zur “Grünen Mitte” überleitet. Mit diesem Ansatz lassen sich unterschiedlich geschnittene Wohnungen realisieren, die an mindestens zwei Fassaden stoßen. Dies ermöglicht eine Vielfalt an Wohnkonzepten. Im Fokus stehen große durchgesteckte Wohnungen für Familien, denen die kleineren im Bedarfsfall zugeschlagen werden, um etwa auch die Großelterngeneration zu integrieren.

Neben offenen Koch-, Ess- und Wohnbereichen grenzt pro Wohnung je ein Individualraum an – die durchgehenden Balkone im Westen.

Die Merkmale

Um die Versiegelung minimal zu halten, sind die Oberflächen so “offen” wie möglich gestaltet. Ruhender Verkehr “ruht” auf Schotterrasen, bewegter Verkehr “bewegt” sich auf Rasengittersteinen oder Pflaster mit Rasenfugen. Insgesamt machen alle Wege nur rund 6% des Gesamtgrundstückes aus. Durch Verzicht auf eine Tiefgarage werden unnötige Eingriffe in den gewachsenen Boden vermieden: Parkplätze sowie eine unterirdische Abfallentsorgung sind im Norden angesiedelt, komprimiert und platzsparend, um zusammenhängende Freiflächen zu ermöglichen.

Die Freiflächen werden zoniert und überschaubar gestaltet – Spielflächen, Privatgärten und Gemeinschaftsbereiche sind klar voneinander getrennt. Die Spielfläche im Norden besteht aus Baumstämmen und Felsen inmitten von grasbewachsenen Hügeln. Laubbäume unterschiedlichster Arten, zusammen mit gemischten Heckenpflanzen, geben die Pflanzstruktur vor. Ergänzt wird diese mit einer Schilf- und Gräser-Kombination, die eine einzigartige Atmosphäre um das Haus schafft und ein wertvolles ökologisches Bindeglied zum geplanten Park im Westen bildet.

Photovoltaik und Dachbegrünung

Photovoltaikmodule auf dem Dach in West-Ost-Ausrichtung ermöglichen eine ideale Sonnenlichtausnutzung. Durch Kombination mit darunterliegenden extensiven Grünflächen, ergibt sich eine Dachbegrünung, die durch gleichmäßige Temperierung (30-35°C) nachhaltig den Wirkungsgrad der PV-Module steigert. Retentionsbereiche unterhalb der Dachbepflanzung machen zusätzliche Eingriffe in den Freiraum überflüssig. Überschüssiges Regenwasser wird je nach Standort in ‘smarten’ Regentonnen gesammelt oder in einem Feuchtbiotop entleert.

Eine Illustration, die das Gebäudeverhalten eines 22·26 Gebäudes am Tag im Sommer darstellt. Tiefe Fensterlaibungen sorgen für eine effektive Selbstverschattung.

Die Leistungen der 2226 GmbH

In enger Zusammenarbeit mit der 2226 GmbH wurde das Gebäude so konzipiert, dass es grundsätzlich ohne konventionelle Heizung auskommt. Eine Temperatur- und CO2-Steuerung der Fensterflügel garantiert natürliche Lüftung mit geringen Verlusten. Die massive Gebäudehülle aus Thermoziegeln mit vorgesetzter Holzverschalung funktioniert, zusammen mit massiven Innenwänden und Geschossdecken, als Wärmespeicher, der sich aus Sonneneinstrahlung sowie Abwärme von Menschen und Beleuchtung speist. Dies gewährt eine Grundtemperatur von rund 22°C.

Für die Abdeckung des Warmwasserbedarfs sorgt ein Backup via Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die auch für zusätzliche individuelle Wärme via Infrarotpaneele in den Wohnräumen zuständig ist. Die überschüssige Energie wird in einer Batterie zwischengespeichert.

Visualisierung © Renderwolf

Grundriss © nbundm* architekten 

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